56 Verbale Ami-Vergewaltigung

Das Boot ist voll bis oben hin mit Touris und Thais. Neben mir steht eine Familie mit zwei Kindern und ein dicker Typ mit Kamera. Er nimmt die Stimmung mit seiner Kamera auf und wird wahrscheinlich viel über seine Aufnahmen in der Heimat zu berichten haben.

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Als eines der Kinder an der Reling stehen will, macht der Kameramann mit einem freundlichen Lächeln Platz. Anschließend kommen er und die Mutter der Kinder ins Gespräch. Die Familie kommt aus Norwegen und der Typ ist Amerikaner. Sie unterhalten sich über Dinge, über die sich eben Touristen in einer fremden Stadt unterhalten: woher-bist-du-wo-warst-du-wie-lange-noch-Small-Talk.

Zwei Piers weiter steigt die Familie aus und verabschiedet sich vom Amerikaner. Der dicke Ami filmt fröhlich weiter bis etwas passiert, womit er bestimmt nicht in seinen kühnsten Träumen gerechnet hätte: Eine Thaifrau kommt direkt auf ihn zu und labert ihn voll. Ich kann kaum verstehen, was sie sagt. Sie spricht zwar Englisch, aber nur Bruchstücke kann ich eindeutig verstehen. Gogo, Soi Cowboy, Fun, Dancing. Der Typ versteht wesentlich mehr und man merkt, wie unangenehm die Frau auf ihn einspricht. Wahrscheinlich passt er ins Beuteschema jeder Gogo-Bar-was-weiß-ich-was-fürn-Beruf-Frau: Mittleres Alter, männlich, alleine, dick.

Es ist das erste Mal, dass ich eine Frau sehe, die offen einen Typen anquatscht und nicht in einer der üblichen Orte.

Er dreht sich um, damit er sie wenigstens nicht mehr anschauen muss und es nicht so wirkt, dass er mit ihr was für die Nacht vereinbart. Die Menschen um uns herum beginnen schon zu grinsen, weil sie ziemlich laut spricht. Und wenn ich Gogo, Soi Cowboy, Fun, Dancing verstehe, dann versteht es auch der Rest auf dem Boot und alle wissen bescheid. Ich glaube, heute ist der schlimmste Tag in seinem Leben. Als einige Leute sich von ihm weg bewegen, wahrscheinlich wollen sie mit ihm nicht in Verbindung gebracht werden, stellt sich die Tante wieder vor ihn. Als er sich mehrmals weg dreht und die Tante nicht aufhört, bleibt er einfach nur stehen und glotzt in die Luft. Der Tag ist bestimmt nicht nur der schlimmste in seinem Leben, er wird es für immer bleiben!

Als die Tante nicht locker lässt, habe ich die Schnauze voll und gehe auf ihn zu und stelle mich zwischen das Raubtier und ihr Opfer. Ich schaue ihr direkt in die Augen und sie schaut mich etwas verwundert an.

„Go away.“
„No. Patty!“
„No party, no fun. Go away.“
„Dancing!“

Es sieht ziemlich nach Masche aus, was die da macht. Wahrscheinlich habe ich vorhin genau die drei vier Wörter verstanden, die sie auf Englisch kann. Mehr braucht man wohl auch nicht. Ich werde etwas lauter.

„Go Away! No party, no dancing, no fun, no gogo, no bar!“
„Soi Cowboy!“
„FINIT!“ (Finish!)

Sie verpisst sich.

„Thank you.“
„You are Welcome.“
„She raped me.“
„Have you filmed it?“

Er schaut auf seine Kamera und er hat alles aufgenommen. Ausversehen, weil er den Pauseknopf nicht gedrückt hat.

„I think now you have a nice Story for your friends at home.“

Er lacht laut und ich auch. Anschließend verabschiedet er sich von mir und wir machen keinen Small-Talk. Als ich eine Station weiter an der Brücke Saphan Taskin aussteige, fühle ich mich gut, denn ich habe die Welt ein Stück verbessert 😉

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4 Gedanken zu “56 Verbale Ami-Vergewaltigung


  1. @Thaitoday
    Sorry, dass ich erst jetzt schreibe, ich bin derzeit mit dem Aufbau meines Lebens in Izmir in der Türkei beschäftigt.

    Ein Video habe ich leider nicht, da der Amerikaner gefilmt hat und nicht ich mit meinem Camcorder.

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