03 Flughafen (2)

Starbucks oder Black Canyon Coffee?

Da stand ich nun, schon gestresst von diesen Möchtegern-Travellern. Jetzt brauche ich einen Kaffee. Groß, schwarz und anregend. Als ich vorm Starbucks stehe, sehe ich das Black Canyon. Black Canyon ist eine Kette Art thailändische Starbuckskette. Black Canyon werde ich bestimmt öfter sehen als Starbucks. Starbucks hat auch kostenloses W-Lan.


Also setze ich mich ins Starbucks. Später werde ich merken, dass ich mich getäuscht habe.

Starbuck-Tussen-Talk („How are you today? = Buy this fuckin’ Muffin!!“)

Ich gehe auf die lächelnde Kaffeekocherin zu und bestelle einen American Coffee Grande. Und dann erlebe ich, was es heisst, in einem amerikanischen Café zu sein.

„How are you today, Sir?“
„Fine!“
„Do you want a Muffin, Sir?“

Was? Was war das? Die Trulla fragt mich, wie es mir geht und dann will sie mir einen Muffin in den Hals schieben?

No“
„OK, Sir, do you want your Coffee in a cup or to go?“
„In a cup, please“
„And Do you want to taste our sandwiches?“

Was?! Schon wieder!

No. Nothing to eat. Only the american coffee in a cup.“
„OK, Sir! Do you want an iced coffee or a hot coffee?“
„Hot, please.“
„Perhaps you want to take a look on our cakes, Sir?“

Also langsam werde ich sauer. Wie kann man nur so megastressen. Weshalb geht man einen Kaffee trinken? Man trinkt einen Kaffee, weil man müde ist, weil man den Geschmack liebt und weil man in einem Cafe´ kurz aus der Welt auschecken kann. Das ist wie mit dem Flieger. Ein Makrokosmos. Wenn man in der Luft ist, ist man nicht mehr da. Man ist zwar da, aber eben nicht mehr auf der Erde. Zum Entspannen ist aber ein Cafe´ die bessere Wahl, weil im Flugzeug schmeckt der Kaffee nur scheußlich. Aber die Tussi macht es mir nicht einfach, ich muss mir den scheiß Kaffee erkämpfen!

Die Amerikaner sind in dieser Sache eigentlich gar nicht mal so schlecht. Ich glaube, die Wirtschaftswissenschaftler nennen das Querverkauf oder im Marketingdeutsch „Cross selling“: Wenn man den Leuten, was verkauft, dann sollte man gleich ein Folge- bzw. Ergänzungsgeschäft abschließen. Ehe man merkt, was passiert ist, sitzt man dann mit einem Kaffee, einem aufgequatschten Muffin, einem aufgequatschten Sandwich und einem Stück aufgequatschten Kuchen in diesem Laden. Nachdem man das Zeug gegessen hat, braucht man neben einer Kotztüte was kaltes zu trinken. Steht man dann wieder an der Kasse, dann geht das Volllabern wieder los…

„No, only a cup with an hot american coffee. Not more not less. Please do not ask me again for anything else.“
„OK, Sir.“

Sie grinste mich dermaßen frech an, dass ich erst jetzt merkte, dass sie mich ordentlich geleimt hat. Sie hatte ja keine Fragen mehr zu stellen. Sie ist schon fertig mit ihrem Zeug.

Damit kriege ich endlich meinen großen Pott und kann mich mal etwas in Thailand reinlesen und zu Hause bescheid geben, dass ich angekommen bin:

Hallo mein Schatz,

ich bin angekommen. Der Flug war in Ordnung und das Visum habe ich auch rasch erhalten. Den ersten Thailänder, mit dem ich mehr als drei Sätze gewechselt habe, war ein Schlepper. Ich bin ihm nicht auf den Leim gegangen. Aber es wird mir bestimmt mal passieren, dass ich solch einem auf den Leim gehe.

Jedenfalls sind hier mächtig viele Traveller. Mit vier Großmächten habe ich schon Erfahrung gemacht.

Ich sitze jetzt am Flughafen im Starbucks und trinke meinen ersten Thailandkaffee und habe mir die Bangkok Post gekrallt.

Ich melde mich morgen per Telefon.

Liebe Grüße aus Bangkok

Bangkoktasse

Als ich zur Hälfte mit meinem Kaffee fertig bin, piepst mein Handy.

„Sie haben eine Mail“

Hey mein Schatz,

schön, dass Du heil angekommen bist. Großmächte sind immer und überall. Du bist doch der, der die Globalisierung als Chance für alle Menschen sieht. Ach ja, bring‘ mir eine Bangkoktasse von Starbucks mit.

Liebe Grüße

Eine Bangkoktasse? Was ist denn eine Bangkoktasse? Ich schaue auf meinen Becher und die sieht aus wie jede Tasse von Starbucks. Ich schaue unter die Tasse, ob dort „Bangkok Cup“ oder so was drauf steht. Fehlanzeige. „Made in Thailand“.

„I want to buy a cup. A Bangkok Cup.“
„Yes, Sir. On the right hand side, you can see our cups.“

Ich schaue und mir wird schnell deutlich, was mein Schatz meinte! Eine Starbucks Bangkok Tasse! Starbucks hat wohl in jeder Stadt eine Tasse mit einem typischen Motiv und dem Namen der Stadt im Angebot. Die Bangkoktasse sieht sehr gelungen aus und ist riesig. Ich glaube, diese Tasse kriegt man in keinen Tassimo-Automaten rein. Sogar ein Latte-Maciato wäre darin nur eine Pfütze. Da ich von Bangkok wieder abfliegen werde, kaufe ich den Trog erst vorm Rückflug. Auf meinem Platz zurück gekommen, lese ich in meiner Zeitung weiter, um mehr über die aktuelle Lage meines Reiselandes zu werden. Ich klinke mich aus der Welt aus und tauche in die Welt der Thais ein. Die scheinen viele Probleme zu haben. Aber mit ihren Nachbarn verstehen sie sich wohl wieder sehr gut. Die Thailänder haben die Amerikaner im Vietnamkrieg unterstützt. Dann waren die Vietnamesen aber in der Lage, die Amerikaner ihrem Land zu verscheuchen. Danach war das Verhältnis zum Nachbarn ziemlich schlecht. Jetzt aber, scheint es wieder in Ordnung zu sein.

Wenn man in Thailand reich ist, dann darf man wohl sich das Recht nehmen, Menschen zu töten und dann sich mit Geld frei zu kaufen. Ein halbstarker Typ, von Beruf Millionärssohn, ist mit seiner Mercedes M-Klasse in eine Menschenmenge gefahren und hat dabei viele Menschen verletzt und einen getötet. Vati, hat versucht die Angelegenheit mit Geld zu regeln: 100000 Baht soll die Familie bekommen. Das sind 2000 Euro. Für die meisten Thais ist das viel Geld. Abscheulich ist das aber trotzdem. Zum Glück hat die Familie das abgelehnt und klagt weiter.

Hallo mein Schatz,

ich habe nach der Bangkoktasse gefragt. Sieht auch toll aus. Ich werde sie aber vorm Rückflug kaufen, damit sie heil bleibt in den nächsten vier Wochen. Schließlich weiß ich nicht, ob mich ein Flugzeugträger, ein Airbus A380 oder eine schwäbische Hängebauchsau rammt.

Viele Grüße nach Berlin

Ich nehme den letzten Schluck aus meiner Tasse und gehe wieder in Richtung Ausgang. Bevor ich mir ein Taxi nehme, schaue ich in meinen Führer. Ich nehme den Loose: Ich brauche ja schließlich Hilfe, um keinem Schlepper auf den Leim zu gehen. Bis ins Stadtzentrum kostet ein Taxi um die 500 Baht mit Highwaygebühren, die man extra zahlen muss. Da mein Hotel zwischen Zentrum und Flughafen liegt, entschließe ich mich garantiert ein Taxi zu nehmen. Ich möchte aber noch mehr über die Travellerankünfte herausfinden. Daher gehe ich noch mal unter das Travellervolk. Ich schaue mich vorher um, ob die Atom-U-Boote schon abgetaucht sind. Sind sie. Daher suche ich mir wieder einige Leute raus. Diesmal einen Typen und eine Tussi…

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