Scheißtraum

Letzte Nacht habe ich ziemlich beschissen geschlafen. Ich habe einen Traum gehabt, der sich in Thailand abgespielt hat.

[Traummodus ein]

Ich sitze mit einem Kumpel auf einem sehr hohen Berg, der Berg geht ziemlich steil und senkrecht runter bis ans Meer. Ich kann auf die Bucht schauen, die sehr malerisch, ja traumhaft (!) am Meer liegt.


„Du genießt ja überhaupt nicht die tolle Aussicht, Mann!“
„Ich will nur eine SMS abschicken.“
„Mensch 160 Zeichen können doch nicht so lange dauern.“
„Ja, ja, ja. Ich bin gleich fertig.“

Mein bester Kumpel. Anstatt dich das alles anzuschauen, was vor uns liegt und der Aufstieg nicht ohne weiteres war, setzt er sich hin und tippelt SMS.

„Schau doch mal, wie ruhig die See liegt. Wie schön das Wasser an der Bucht sanfte Wellen schlägt und die Bungalows mit ihren Strohdächern viel winzige kleine Cocktail-Schirmchen vor uns stehen. Und dann der Urwald. Keine einzige Lücke zwischen uns und Strand.“
„Ja. Ich bin gleich soweit.“

Um seine Aufmerksamkeit auf die Schönheit der Bucht zu lenken, sage ich ihm:

„Schau doch mal, da kann man sogar unsere Bungalownachbarinnen oben ohne sehen!“
„Wo?!“
„Hahahaha! Da schaust du nun, was?!“
„Ach, halt’s Maul!“

Ich mache mich eine weile über ihn lustig. Er scheint sich sehr in seine SMS zu vertiefen. Doch plötzlich zieht sich das Wasser von der Bucht auch für mich bemerkbar zurück. Vielleicht 10 oder 20 Meter wird der Strand breiter. Ehe ich meinem Kumpel auch nur etwas sagen kann, sehe ich eine riesige Welle an die Bucht rasen.

„Eine Welle. Riesig! Schau!“

Mein Kumpel hört reflexartig auf, sein Handy zu betippeln. Ich stehe auf und versuche die Menschen unten an der Bucht zu warnen. Ich schreie. Aber meine Arme kann ich aus irgendeinem Grund nicht bewegen. Aber es ist dann doch zu spät. Die Welle klatscht mit voller Wucht gegen die Bucht. Menschen, die oberhalb der Wassermassen sind, fliehen in höhere Lagen den Berghang hoch. Mein Kumpel steht auch auf. Wir sind zwar hier in Sicherheit, aber die Angst sitzt uns beiden tief im Nacken. Vielleicht stehen wir hundert Meter oberhalb der Welle.

Mein Blick geht von der Bucht weiter ins Meer hinaus. Was ich da sehe, bestätigt mich in meiner Angst. Eine noch riesigere Welle vielleicht zehnmal so hoch wie die erste. Wir rennen los, nichts kann uns jetzt hier aufhalten. Ich drehe mich um und sehe, wie die Welle gegen den Berghang klatscht und das Wasser bis zu uns hinauf schießt. Noch hat uns das Wasser nicht erreicht. Mein Kumpel wähnt sich wieder in Sicherheit und läuft langsamer. Er tippelt in sein Handy weiterhin SMS.

„Was bist Du denn fürn Pisser?! Pack’ Dein scheiß Handy weg. Ich habe genug, mich um meine Haut zu kümmern und kann jetzt nicht noch Babysitter für Dich spielen.“
„Nun bleib’ mal ganz geschmeidig. Wenn wir die Brücke erreicht haben, sind wir doch in Sicherheit. Soweit ists jetzt auch nicht mehr.“
„Brücke? Welche Brücke?“

Ich schaue mich um und sehe eine sehr lange Brücke, die über eine tiefe Schlucht geht. Stimmt! Jetzt fällt es mir wieder ein. Wir waren an der Brücke vorbei gelaufen, als wir hierher unterwegs waren. Wenn die Schlucht zwischen uns und dem Wasser liegt, kann uns nichts mehr passieren.

Schlagartig wird es sehr laut. Eine Welle baut sich auf. Diese ist nun höher als unser Standpunkt. Vielleicht 100 Meter hoch.

Wir rennen was das Zeug hält. Der Boden und unsere Füße werden klitsch nass. Das Wasser hat uns erreicht. Es wird immer lauter das Rauschen. Immer schneller rennen wir zur Brücke. Da ist sie! Wir rennen weiter. Bald ist das rettende Ziel erreicht. Mein Herz fängt an zu rasen und mittlerweile reicht das Wasser bis an die Knie.

Als ich die Brücke von Nahem sehe, bleibe ich abrupt stehen. Die tiefe Schlucht ist voller Wasser und die Brücke steht auch schon unter Wasser.

Ich drehe mich um, sehe die riesige Welle.

„Ich habe die SMS versendet.“
„Wir sind tot.“


[Traummodus aus]

Ich wache mit einem krassen Herzrasen auf. Ich bin durchgeschwitzt und draußen ist es sehr laut. Es ist das gleiche Geräusch wie in meinem Traum. In der Türkei leert die Müllabfuhr die Müllcontainer spät in der Nacht. Meine Hände habe ich über kreuz hinter dem Kopf und sie sind eingeschlafen.

Als mein Herz sich beruhigt, stehe ich auf, um mich etwas zu bewegen und um einen Gedanken zu fassen. Meine Arme baumeln wie im Traum an mir hinunter. Sie sind immer noch wie eingeschlafen und ich kriege sie nur mit Mühe hoch.

Wie spät es wohl ist? Ich gehe zu meinem Handy und schaue nach der Uhr. Ich habe aber eine Empfangsbestätigung, die mir den Blick zur Uhr versperrt. SMS erfolgreich versendet.

Es ist 3.35 Uhr. Ich gehe wieder ins Bett. Versuche zu schlafen und springe von Gedanken zu Gedanken. Bevor ich einschlafe, beschließe ich, keine schlechten Nachrichten mehr zu lesen. Jedenfalls nicht mehr, bevor ich schlafen gehe.

Gute Nacht.

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