66 Abschied

Es wird langsam Zeit, zum Bahnhof zu fahren. Daher gehe ich wieder zurück ins Hotel. Bewaffnet mit vielen 20 Baht-Scheinen, um dem freundlichsten Personal der Welt Trinkgeld zu geben. Zugegeben, in Deutschland würde ein Portier sich über 50-Cent Trinkgeld mehr ärgern als sich freuen. Aber mit 20 Baht kann man sich hier eine kleine Mahlzeit zusammenstellen. Damit wären 20 Baht, wenn man es mit der Leistung vergleicht, eher soviel Wert wie 5 bis 8 Euro in Deutschland.


Mir wird wieder dir Tür geöffnet und ich höre ein nettes „Sawadee khrap“ nach dem anderen. Ich gehe zum Portier, der meinen Rucksack in Empfang genommen hat und er erkennt mich schon beim ankommen. Ich will meinen Rucksack nehmen, aber er will ihn bis nach draußen tragen. Sehr aufmerksam. Beim Verlassen des Hotels werde ich wieder von jedem verabschiedet und drücke jedem, den ich sehe 20 Baht in die Hand. Zum Glück läuft mir keine Frau über den Weg. Ich weiß nicht, ob die hier ein Problem hätten, von einem Gast Trinkgeld anzunehmen.

Als wir am Ausgang sind, öffnet der Portier im weißen Generalanzug mir die Tür und verabschiedet mich auch mit Soldatengruß. Ihm drücke ich 60 Baht in die Hand und bedanke mich bei ihm.

Als wir vor dem Hotel stehen, ruft der Portier ein Taxi und fragt mich

„Where you go, Sir?“

Dieses „Where you go“ ist das erste Mal in Thailand, bei dem ich wohl nicht einen Maßanzug kaufen muss.

„Hua Lamphong Trainstation.“

Als das Taxi kommt, legt er meinen Koffer in den Kofferraum und sagt dem Fahrer, dass er mich zum Hauptbahnhof fahren soll. Ich höre auch ab und zu das Wort „Rama“. Ich weiß nicht, was er ihm sagt. Aber der Fahrer hört ihm aufmerksam zu.

Als sie fertig sind, gebe ich dem Portier die restlichen 40 Baht und steige ein. Mit insgesamt 400 Baht habe ich jetzt viele Leute glücklich gemacht. 10 Euro und die Welt ist ein wenig in Ordnung. Ich springe bei der Taxifahrt von einem Gedanken zum nächsten und lasse die letzte Woche Revue passieren. Es gab sehr schöne Momente. Es gab aber auch Momente, bei denen ich mich geärgert habe. Aber es war stets eine Woche mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken. Ich denke auch darüber nach, unter welchen Bedingungen manche Menschen hier leben und manche das Leben in Saus-und-Braus erleben können.

Man Handy piept. Ein Kumpel aus Berlin, dem ich auch die Rundmail geschickt habe. „Alleine in Thailand? OK, wer bringt schon Bier in die Kneipe mit?!“.

Jetzt bin ich zwar raus aus meinem Gedanken-Marathon. Aber das ist auch gut so. Denn jetzt beginnt der Urlaub richtig. Auf nach Koh Samui!

[ad#adscale_468x60_tkp]

2 Gedanken zu “66 Abschied


  1. Finde ich einen feinen Zug von Dir; die meisten Touris geben ja kein Trinkgeld, weil in den Reiseführern steht das man das in Thailand nicht muß, stimmt aber überhaupt nicht. Die Leute sollten sich bewusst sein das wenn sie in einem Restaurant, einer Bar oder Hotel in Bangkok sind in der 90% der Gäste aus Europa und Amerika sind, das Trinkgeld angemessen ist, das gilt natürlich besonders für Khao San in der die Leute unerhört knauserig mit Trinkgeld sind.
    Gut gemacht:
    Ben


  2. Das habe ich auch bemerkt. Knausern ist da der richtige Begriff. Man sollte natürlich nicht mit Geld im Allgemeinen in Thailand um sich schmeißen, da das auch nicht so toll für die Menschen ist. Aber wenn man eine Mahlzeit Trinkgeld gibt, macht man diesen Menschen evtl. etwas glücklicher.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.