30 Auf nach Chinatown!

Am Pier steige ich wieder auf ein Expressboot der gelben Linie. Wieder pfeift der Pfeifer und wieder rasselt die Rasseltante. Nach einer kurzen Fahrt, bin ich in Chinatown.


Ich weiß nicht so genau, wo ich hin soll und lasse mich einfach treiben. Ich weiß nur, dass ich im Norden ankommen muss. Das Leben auf den Straßen in Chinatown ist quirliger als in anderen Teilen der Stadt, die ich bisher gesehen habe. Hier scheint jeden Tag Markt zu sein. Die Straßen sind jedenfalls ein riesiger Markt.

Man muss aber die Märkte hier verstehen. Es sind keine Touri-Märkte, die man in den üblichen All-Inklusive-Reisezielen der Welt findet. Hier kaufen die Einheimischen ihre Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Überall sieht man verschiedenste Lebensmittel und vorallem Fisch und Früchte. In Chinatown merke ich erst, wie vielfältig der Speiseplan der Thais und hier lebenden Chinesen sein muss.

Hier merke ich auch, wie viel Wert die Thais (oder nur die Chinesen hier?) auf Gold legen. Ein Goldhändler reiht sich neben den anderen. In den Nebenstraßen sind etliche Handwerksbetriebe. Viele Wats sind überall zu sehen. In engen Nebenstraßen wird Papierkleidung verkauft: Pappschuhe, Papphemden, Pappkimons. Gebäck und Textilien. Autobatterien und Schmuck. Alles durcheinander ohne System. Sowohl in Läden, als auch auf der Straße.

Ich habe noch nie so viele Garnelen auf einem Berg gesehen. Mengen ist untertrieben: MASSEN!

Es stehen Garküchen eng beisammen und Früchtehändler, die ihr Angebot mit geschnitzem Obst zur Schau stellen. Die Gerüche sind dermaßen unterschiedlich und mischen sich mit dem Abgasen der Fahrzeuge, dass die ganze Palette angeboten wird: von asiatisch-süß-sauer über kotz-in-die-Eck bis hin zum ich-kippe-gleich-um-Gestank.

Als ich an einem Früchtehändler vorbei komme, sehe ich die Königin der Früchte: Die Durian! Sie heißt wahrscheinlich die Königin der Früchte, weil sie riesig ist und überall Zacken wie eine Krone hat. Eine große Wassermelone erscheint daneben mickrig klein.

Sie passt sehr gut zu Chinatown: Man sagt, sie hätte einen eigenartigen Geschmack der einen süchtig machen kann und auf der anderen Seite einen pervers eckligen Geruch. Nach dem ich eine kurze Zeit an dem Wagen stand und mir der Kotzbrocken schon am Hals hing, bin ich schnell abgehauen. Jetzt weiß ich wenigstens wirklich, was Autoabgase in Verbindung mit der Durian sind: Kinderkotze und Kinderscheiße mit aufgeschlagen mit verfaultem Eigelb. Deswegen verbieten Hotels, dass man sie mit ins Zimmer nehmen darf. Manche drohen sogar damit, dass man das Zimmer einen weiteren Tag bezahlen muss. Dann könne man den Gestank weg bekommen.

An einem anderen Wagen, ist der Gestank überhaupt nicht da und ich greife zu: Für 10 Baht erhalte ich ein Tütchen mit Stücken der Frucht. Mit dem ersten Biss, frage ich mich, was denn daran so herrlich sein soll. Es schmeckt wie… sauer, nein, süß. Ich nehme noch ein Stück in den Mund. Diesmal versuche ich den Geschmack heraus zu finden. Fruchtig, nein, Vanillepudding. Ich komme aber nicht drauf. Ein weiteres Stück und ich kann wieder den Geschmack nicht deuten. Honigmelone oder, oder was?! Aber mit jedem weiteren Stück merke ich, wie dieses Zeug mich in seinen Bann zieht. Das Aroma ist unbeschreiblich toll.

Wer in Thailand diese leckere Frucht nicht probiert, der war nie in Thailand.

Ich fasse mich wieder und laufe weiter Richtung Norden und komme am Tor zu Chinatown an. Das ist auch in der Nähe vom Hauptbahnhof.

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