20 Toastbrot mit Hornbrille sucht Stulle mit Froschstimme

Ich setze mich in eines der vielen Kneipen. Den Namen weiß ich nicht und es ist mir auch egal.


„Sawadee kha.“
„Sawadee khrap. One Singha Beer, please.“
„Big or small.“
„I want it gigantic, please.“
„OK, one big Singha.“

Ich habe riesigen Durst und Lust auf ein Bier. Nach meinem ersten Bierversuch, es war ein kleines Bier im Kölschformat, nehme ich gleich ein großen Bier. Das wird wahrscheinlich 330ml haben.

Denke ich!

Während die nette Kellnerin mein Bier braut, schaue ich mich ein wenig um. Es sind kaum Leute unterwegs. Einige, die in den vielen Geschäften und Ständen einkaufen, aber nicht besonders viel los hier. Was mir sofort auffällt, ist die Überzahl an Touristen. Ich könnte jetzt in jeder europäischen Metropole sitzen. Es wäre egal, ob es nun Paris, Barcelona oder Berlin ist. Denn hier sind kaum Thais. Vielmehr Süd-Koreaner oder Japaner.

In meiner Nähe sitzt ein Pärchen, dass aus Deutschland kommt. Beide sehen aus wie 25 bis 30 Jahre. Auf dem Tisch liegt ein Lonley Planet und das Mädel hat Dreadlocks. Ihre Klamotten hat sie dem Typen neben ihr angepasst: Beschissen deluxe!

Er trägt eine Camuflagehose und sie trägt etwas, was ich garnicht beschreiben kann. Aber ich glaube, dass man das nirgends auf diesem Planeten kaufen kann. Nicht mal hier in der Khao San Road!

Mein Bier kommt. Die Flasche, die auf meinem Tisch landet, hat sage und schreibe 630ml! Dieses Format habe ich noch nie gesehen. Nur San Miguel ist da größer. Ich fange an, mich in Thailand zu verlieben und nehme einen großen Schluck direkt aus der Flasche. Das Bier erfrischt mich und ich muss an meine kleine Zapfanlage zu Hause denken: Singha, du wirst da wahrscheinlich nie raus fließen. Aber deine herbe Schwester Becks und die schnuckelige Blondine Becks Gold werden dich gut vertreten.

Aber bevor ich abschweife in meinen Gedanken, holt mich die Flickentante aus der heilen Traumwelt in die Khao San Road zurück:

„Wieso soll denn das nicht gehen?“
„Weil das nicht geht.“
„Warum?“
„Ist so!“
„Aber der spielt doch auch in Spanien, hast Du doch vorhin gesagt! Warum soll der dann nicht für Spanien in der Nationalmannschaft spielen?“
„Weil er Brasilianer ist. Das geht dann nicht.“
„Warum denn? Du hast vorhin gesagt, dass ein Türke bei Bayern München spielt und er spielt auch in der Tükischen Nationalmannschaft. Aber das geht?“
„Ja. Er ist doch Türke.“
„Ja und der Brasilianer ist Brasilianer. Warum darf der dann nicht für Spanien spielen?“
„Weil das nicht geht!“
„Warum nicht?!“
„Ist so!“

Ich versuche meinen Biergedanken zu fassen. Ich kann Fußball eigentlich kaum leiden. Nicht, dass ich mir mal ein Spiel anschauen würde. Beispielweise das Spiel Niederlande gegen Tschien bei der EM in Portugal 2004 ist ein Spiel gewesen, was ich bis heute nicht vergessen habe. Aber wenn zwei Volldeppen, ob sie nun von Fussball voll die Ahnung haben oder nicht, so reden, als hätten wir es mit einer hochspeziellen Wissenschaft zu tun, dann kann ich das nicht ausstehen.

Besonders der Kerl geht mir voll auf die Nüsse. Mit seinem „Ist so!“ und ständiges EINFACH-sagen kann ich überhaupt nicht ausstehen. Nichts IST und wenn es EINFACH wäre, dann hätte Flicken-Jane schon lange verstanden, dass sie dumm wie Brot ist! Eigentlich ist er ja das Toastbrot. Da hilft es ihnen auch nicht, dass die Beiden neumodische Brillen mit dickem Rahmen tragen: Toastbrot mit Hornbrille sucht Stulle mit Froschstimme.

Aber die Unterhaltung geht weiter:

„Was ist denn nun Abseits?“
„Abseits ist, wenn der letzte Mann von der gegnerischen Mannschaft ist.“
„Wie? Letzter Mann.“
„Na, wenn er der letzte Mann ist.“
„Du lügst mich doch an, Lauritz! Was ist mit dem Torwart?“
„Was soll mit ihm sein. Der zählt nicht. Ist so!“
„Wieso zählt der jetzt nicht? Der spielt doch immer mit.“
„Chiara, der zählt bei Abseits nicht. Abseits ist, wenn der letzte Mann der den Ball berührt und vorm Torwart alleine steht, im Abseits steht! Ist so! Ganz einfach!“

Wahrscheinlich sind beide unbezahlte Dauer-Praktikanten aus der Medienbranche. Sorry. Damit würde ich jeden in dieser Branche beleidigen. Weder Kreativität noch eine richtige Ausdrucksweise haben die beiden Brotkastenbewohner. Nicht mal in der Medienbranche würden die einen unbezahltes Praktikum machen dürfen.

Ich nehme einen langen Schluck aus der Flasche. Diesen Quatsch kann ich nicht mehr hören, lege 100 Baht auf den Tisch und entferne mich von Lauritz Toast und Chiara Stulle.

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