75 Mein Freund der Hippie

Also das ist wirklich das Schlimmste, was mir je passieren konnte.

„I am Simon! And you?“,


grüßt er mich nochmal und mit breitem Lächeln. Er heißt Simon. Gut immerhin hat er wenigstens Eltern gehabt, die nicht von der Hippie-Flower-Power-Welle der 70ger erfasst wurden. Sonst würde er jetzt bestimmt Sun heißen.

Sun aka Simon kommt aus den Vereinigten Staaten. Er ist 26 Jahre alt und bereist Südostasien und findet kaum Zeit, sein Studium (irgendwas mit Wirtschaft!) zu absolvieren. Da er sowieso das Studium langweilig findet, hat er sich gedacht, er bereise mal etwas die Welt, anstatt in der langweiligen Studentenbude rum zu sitzen. Das mache er seit drei Jahren, wobei er ab und an nach Hause fahre, um seine geschiedene Mutter zu überzeugen, dass sein geschiedener Vater mehr aus der Firma raus holen soll, um die perönliche Entwicklung von kleinen Simon zu fördern. Schließlich soll er ja mal irgendwann die Firma übernehmen und studiere ja wegen der Firma irgend etwas mit Wirtschaft.

Grundsätzlich finde ich die Idee auch gut, in der Zeit im Alter von 20 bis 30 Jahren soviel wie möglich von der Welt zu sehen. Ich ärgere mich noch heute, dass ich während meiner Studienzeit nicht mehr um die Welt gereist bin. Europa und Ende war die Welt für mich. Wahrscheinlich haben mir die Reisepartner gefehlt. Aber wie man an mir und an Simon sieht, braucht man diese nicht.

„Since three years you travel over the world?“
„Yes! It’s amazing. I have got so much expierences and…“

Hätte ich ihn doch nicht aus falscher Höflichkeit gefragt. Er labert mir die Ohren voll und ich suche verzweifelt nach vier hart gekochten Eiern: Um mit zweien meine Ohren zu stopfen und zwei, um ihm die Fresse zu stopfen. Ich bräuchte auch noch eine Schere, um ihm dann noch die Zippel-Zopf aus der Stirn wegzuschneiden.

Ich nicke die ganze Zeit und irgendwie finde ich keinen Weg, ihn zum Stoppen zu bringen.

„Good evening. I am your stuart. Preparing beds.“

Zum Glück, der Bettenmacher ist gekommen, wir treten aus dem Abteil raus und er beginnt mit der Prozedur. Er klappt die Rückenlehne hoch und bringt eine Leiter an. Anschließend nimmt er aus einem Fach oben zwei Kissen raus. Er bezieht mit dem eingeschweißten Bettzeug die Betten und Kissen. Als Bettdecke gibt es eine dünne Decke aus Baumwolle. Anschließend geht er wieder und wir können wieder ins Abteil. Ich nehme meinen Rucksack und stecke ihn nun in das leere Fach, worin vorher die Kissen waren.

„I go out to buy some beer. Do you want something to drink or eat?“
„No. I do not drink alcoholic things and got something to eat.“
„You are a muslim?“
„No… I do not like it
alcohol since I was in India.“
„OK… I go…“

Ich denke mal, dass da eine weitere Story auf mich wartet und er es kaum erwarten kann, mir davon zu erzählen. Die Fahrt wird spannend. Vielleicht gibt es auch einen Toten und Hercule Poirot muss mich überführen.

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