21 Stumme Taxifahrt

Ich komme an etlichen Läden und Ständen vorbei, die Fakeartikel verkaufen. Ich glaube jede Marke, die einigermaßen aktuell ist, liegt als Fake kistenweise vor: Fake-Diesel, Fake-Lacoste, Fake-Ascis, Fake-Adidas und was sich sonst das Fake-Billigheimer-ich-mach-auf-teuer-Image aufpolieren kann. Natürlich gibt es auch Rucksäcke, die bei uns in Deutschland ziemlich teuer zu kaufen sind.


Ich bin kein Markenfetischist. Aber bei Rucksäcken hört der Spaß wirklich auf: Ich habe mir 1993 einen Deuter-Rucksack gekauft. In Deutschland. Original. Ich habe diesen Daypack-Rucksack mindestens zehn Jahre im Dauereinsatz gehabt. Am Ende war der Stoff nicht mehr schön anzuschauen. Es viel mir unheimlich schwer, diesen Ruck wegzuschmeißen. Ich habe ihn wieder ersetzt mit einem Deuter. Diesmal mit einem „Deuter Office 2“.

Keiner der in der Khao San Road verkauften Rücksäcke kann annähernd diese Qualität erreichen. Da nehme ich lieber einen Kartoffelsack als Rucksack. Aber was da sich Deuter-Rucksack nennt ist billige Immitation für billige Leute: Willkommen in der Khao San Road!

Bevor ich mir ein Taxi nehme, gehe ich noch in ein 7-eleven. Zielstrebig suche ich die Glastürkühlschränke. Dieser 7-eleven ist riesig. Ich war bisher vielleicht in 5 oder 6 7-eleven. Aber keiner ist so groß gewesen wie dieser am Ende der Khao San Road: Kühlschränke mit Bier ohne Ende, Chips und sonstiges salzige Zeug.

Als ich mein Wasser geschnappt habe, fällt mir ein, dass ich ja noch Puder kaufen wollte, um so cool zu sein wie die Jungs aus der Werbung. Ich finde das Zeug und gehe dann zur Kasse.

Draußen stehen etliche Tuk-Tuk-Fahrer, die mich immer mit den selben Sprüchen anquatschen. Einige Taxifahrer mischen auch mit. Aber ich habe keine Lust auf diese Typen. So laufe ich einige Schritte weiter in der Nebenstraße in Richtung Denkmal. Ein Wink, ein Taxi:

„Sawadee khrap.“

Nichts kommt vom Fahrer. Er schaut mich nur an und will wissen wo es hin geht.

„Sukhumit Road, Soi 24, President Park.“

Er fährt los und dreht die Klimaanlage voll auf.

Wie immer sitze ich vorne und bekomme die zwei Strahlen ab. Zeit für einen kleinen Test:

„No Air Condition Khrap. I use powder.“

Wieder schaut er mich komisch an. Ich glaube, dass er kein Englisch kann. Denn als er die Klimaanlage noch kälter stellt, erfahre ich das am eigenen Leib. Relexartig greife ich mir die Puderflasche und zeige sie ihm. Er lacht und dreht die Klimaanlage wieder runter. Ich drehe die Strahlen von mir weg.

„I’m Farang, but with Powder.“
„Good!“

Die Unterhaltung ist dann auch beendet. Weil mein Fahrer nicht so Gesprächig ist, schalte ich mein Telefon ein. Ich kriege sieben verdammte SMS, die mich wieder ins Büro holen wollen. Ich bin Freiberuflicher Ingenieur und nutze einen Büroservice (siehe OFFTOPIC-Thema „Mein mobiles Büro“), der mich per SMS oder Mail an entgangene Anrufe hinweist. Eine gute Sache, aber ich habe die Urlaubgesichte nicht bekannt gemacht. Das werde ich im Hotel nachholen.

Die restliche Fahrt ist stumm und ich schaue mir die Betonstadt an. Nach zahlreichen Zentren, die wir passieren, kommen wir endlich in der Soi 24 an. Ich gebe dem Fahrer etwa 35 Baht Trinkgeld und er freut sich. Es ist mittlerweile 15 Uhr und der Hunger kommt wieder.

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