96 Endstation Dschungel?

Nachdem wir eine Weile in die Wildnis hinein gefahren sind, erreichen wir eine Haltestation. Mitten im Urwald? Ich werde misstrauisch und denke an das, was im Loose stand.

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Auch Gai ist etwas irritiert und schaut mal nach links und mal nach rechts aus den Fenstern. Der notgeile Typ nebenan schaut sich Gai von oben bis unten an und merkt sich noch so jede kleine Rundung an ihrem Körper. Wahrscheinlich sammelt er Material für seine nächtliche Entleerungsphantasie.

„What’s that?“, fragt sie mich.
„I think it’s a station.“
„In the forest?“

Ich zucke mit den Schultern, weil ich keine Ahnung habe, was hier passiert und passieren wird.

„Stop here 30 minutes! Krabi, Phuket switch car!“, schreit der dunkelhäutige Thai in den Bus mehrmals.

In den Bus kommt mächtig Bewegung und ich freue mich auf leere Sitzplätze. So kann die Tante neben mir endlich den Platz wechseln. Ich bin bereit, sogar ihr was doofes zu sagen.

Draußen tummeln sich die Hippieanwärter und erzählen sich fantastische Stories, was man an den Gesten gut erkennen kann. Überall wird das Erzählte fein abgenickt. Einige sind aber bereits viel länger hier als wir. An den schäbigen Tischen und auf Stühlen sitzen sie und man sieht, dass sie, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage sind normal zu sitzen. Wie lange die Gestalten wohl schon hier rumhängen? Wie lang werden wohl die 30 Minuten für uns hier?

Der Bus ist mittlerweile komplett leer, auch Gai hat den Bus verlassen und ist verschwunden in der Station. Einige Farangs gehen auch rein und holen sich eine Fertigsuppe oder was zu trinken. Aber Glücklich sehen sie dabei nicht aus. Mit mir sind einige im Bus geblieben. Einige Köpfe pennen, einige lesen. Aber die meisten schauen raus und beobachten das Geschehen draußen. Mittlerweile ist Gai auch aus der Station raus, schaut umher und futtert ein Eis. Neben ihr steht ein Typ, der sie wahrscheinlich anzumachen versucht. Gut, jetzt bin ich sie wirklich los.

Inzwischen kommen einige Leute wieder rein und beschweren sich über die teuren Nudelpreise und wünschten sich dann doch lieber das Frühstück im Zug, was mit 80 Baht gar nicht mal so billig war.

Es stimmt also, was im Loose steht. Man wird abgezockt, wenn man nicht vorbereitet ist.

Während ich den Abzocke wegdenken will, kommt Gai hoch. Sie setzt sich wieder neben mich und hat ein zweites Eis in der Hand.

„I’m sorry. For you.“
, sagend hält sie mir das Eis unter die Nase.
Mit „Peace“ versucht sie, ihrem Wunsch nach Frieden nachdruck zu verleihen.
„OK, peace.“, antworte ich ihr und nehme das Eis. Sie lächelt mich an und setzt sich wieder hin.
„My job is good for money but not good for private life.“, beginnt sie einen Monolog. Das, was ich erfahre, ist eine grausame Geschichte. Sowas aus dem Mund einer Frau zu hören, die seit acht Jahren sich prostituiert, habe ich noch nicht gehört. Kein Wunder, es ist ja nicht mein Millieu.

Sie packt acht Jahre erlebtes in acht Minuten und erzählt mir, was für Typen an ihr vorbei gegangen sind. Denn sie habe, wenn man es ihr glaubt, nie Verkehr mit den Typen gehabt. Sondern habe nur „Hand angelegt“.

„I’m 23 years old“, sagt sie und ich will gar nicht rechnen, wie alt sie das erste Mal war.

„Koh Samui, GO!!!“, schreit der Schreihals nach endlich 45 Minuten. Die restlichen Leute steigen in den Bus und Gai bleibt neben mir sitzen.

Den notgeilen Typen nebenan freut es. Mich stört es mittlerweile nicht mehr.

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