109 Frühstücken am Meer bei Godzillas Cousine

Ich bin sehr früh wach. Die ganze Nacht bin ich immer wieder aufgewacht. Die Matraze ist nicht allzu gemühtlich. Hinzu kommt aber auch die ungewohnte Umgebung. Denn jedes Mal wenn ich aufgewacht bin, habe ich die Geräusche aus dem Wald gehört und es fiel mir schwer, dann wieder normal einzuschlafen.


Ich dusche mich kurz ab, trage dick Sonnenschutz auf und mache mich fertig fürs Frühstück. Frühstück am Meer! Einige ältere Bewohner sind schon wach und sitzen schon im Restaurant und essen.

Ich setze mich nicht auf die Veranda des Restaurants. Es gibt einen Tisch aus Bambus mit Überdachung und Bänken direkt am Strand. Da zieht es mich hin. Sobald ich sitze kommt eine der Kellnerinnen vorbei. Ich schaue auf die Frühstückskarte, die richtig lang ist. Aber bei genauem hinsehen, ist es eine dürftige Karte: Spiegelei und Rührei mit einem, zwei oder drei Eiern, mit Zwiebeln und/oder Lauch und schon ist die Hälfte der Karte vorbei. So kann man eine Karte auch füllen. Außerdem gibt es noch Porrage, Früchtesalat und ein französisches Frühstück. Dieses nehme ich auch. Wie im Zug. Dazu den Früchtesalat und eine große Tasse Kaffee.

Es kommt auch prompt der Kaffee. Es ist ein löslicher Kaffee. Etwas grausameres kann man einer Kaffeebohne nicht antun: enden als Instantgranulat. Und einem Kaffeegenieser ohnehin nicht. Der Früchtesalat ist eine bunte Mischung, die sehr sehr lecker sind. Ich genieße jedes Fruchtstückchen und beschließe mich, diesen Früchtesalat ab sofort immer zum Frühstück hinzu zu nehmen. Das Frühstück, wenn man zwei Scheiben Toast, Butter und Marmelade als Frühstück bezeichnen kann, ist eigentlich nur zum Stopfen da. Hauptsache, man hat ein wenig Masse im Magen.

Nach dem Frühstück bleibe ich eine Weile sitzen und lese in meinem Buch weiter. Das Meer ist ganz still. Einige Hunde streunen rum und kläffen mal hier und mal da. Auffallend ist ein Hund, der kein Straßenhund Strandhund zu sein scheint. Aber wenn er die Strandhunde anbellt, so hauen sie alle ab.

Nach einer Weile kommt die Kellnerin wieder und will die leeren Teller abräumen. Ich spreche sie auf Englisch an und will das bisher Angeschriebene komplett bezahlen. Sie versteht mich nicht so richtig, aber versucht es. Als ich ihr

„Gaeb dang doi“

sage, versteht sie plötzlich und kann auf einmal in einem perfekt einstudierten Satz

„Oh! No Problem. Pay later!“

Ohne mich weiter zu beachten, dreht sie sich um und haut ab. Jetzt bestätigt sich bei mir das, was ich schon befürchtet hatte: diese Masche dient dazu, die eigenen Gäste ans Restaurant zu binden. Aber auf eine Art, die so billig und ungeschickt ist. Naja. Ich stehe jedenfalls auf und gehe an den Tresen und will meine Rechnung begleichen. Jetzt. Sofort.

Am Tresen stehe ich vor der Chefin. Sie hat sich die Nase operieren lassen, so dass man schon ihre Hirn Hinterkopfschädelinnenwand sehen kann. Wenn man an ihre Ohren zwei Taschenlampen halten würde, so gäbe es riesige Lichtstrahlen aus der Nase heraus. Sie könnte glatt als Cousine von Godzilla durchgehen. Wie würde der Film heißen? Frankensteins Alptraum und King Kongs Nasenlochlaserneid – die Freakshow auf Thai!

„Sawadee!“, werde ich von King Kongs Nasenlochträgerin begrüßt
„I want to pay my bill. From Yesterday and today.“
„Oh, it’s no problem. Pay later. Pay tommorow. Pay anytime you want. No problem!“

Während Sie mit mir redet, bewegt sich das häßlichste Stück Nase, welches diesseits des Äquators in einem Gesicht klebt und klaut mir fast die ganze Konzentration. Sie hat ein hübsches Gesicht. Keine Frage. Aber diese Nase! Sie könnte glatt mit zwei Fingern popeln. Sie kann mit ihr bestimmt sehr gut atmen. Mit der Nase, die nicht mehr so richiig vorhanden ist. Ob sie noch ein altes Fotobuch oder Fotoalbum hat?

„Anytime?“, frage ich.
„Yes. Anytime.“
„OK, I pay now.“

Etwas irritiert geht sie in ihr Büro und holt einen Zettel mit meiner Rechnung. Sie packt den Zettel hin. Jetzt, an der Art, den Zettel auf den Tisch zu packen, bemerke ich erst, dass sie nicht irritiert ist, sondern nur unfreundlich ist. Zimtzicke!

Grund genug, misstrauisch zu sein, denke ich mir und gehe deshalb jede einzelne Position durch. Und siehe da, ein Coconut Shake zuviel hat sich auf die Rechnung geschlichen. Ich spreche sie darauf an und sie schaut rauf und sagt nur.

„Your are wrong. Its correct.“
„No. I am right. I know it excatly. Because I write it down in my book.“

Ich zeige ihr meine Notizen und sie streicht widerwillig einen Shake raus. Danach bezahle ich den Betrag und gehe wieder in Richtung Strand. Es war das letzte Mal, dass ich hier was getrunken oder gegessen habe.

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