46 The Thrill is gone

Ich habe langsam genug von den Leuten hier. Mittlerweile ist es fast 18 Uhr. Ich habe außer einige Bier, einige Thai-Whiskeys und dem Frühstück von heute morgen nichts gegessen. Ich hatte mir zwei Restaurants aus dem Loose raus gesucht. Eines werde ich mal leerfressen. Suhsi? oder indisch?


Ich entscheide mich für indisch. Der Laden heißt Bombay Blues. Ich muss, halb besoffen, an einigen Laberbacken vorbei, die mir maßgeschneiderte Anzüge verhöckern wollen. Einige wollen mich auch nach Phuket schicken, einige nach Pattaya: „Special Price, good chicks!“ Ich scheiße drauf und gehe lachend an den Jungs vorbei.

Die Khao San Road ist jetzt richtig voll und keine Autos fahren durch. Es ist laut und die Ratten, die letztes Jahr auf Mallorca den Arenal-Strand versoffen haben kriechen aus ihren Löchern. Techno-Bässe sind überall zu hören und einige versuchen mit krampfhaften Zuckereien die Stimmung zu heben. Der Wahnsinn ist vielschichtig und kennt keine Grenzen.

Das Bombay Blues liegt ein gutes Stück außerhalb der Khao San Road. Es ist auch ziemlich unscheinbar, aber man findet es schnell. Ich steuere die Tür an und werde von einem Typen aufgefordert, meine Schuhe auszuziehen. Dabei zeigt er auf ein Schuhregal vor dem Schaufenster. Da läuft man Barfuß rum. Ich habe kein Problem damit und schnüre meine Schuhe auf. Aber ein Schnürsenkel ein Problem mit mir. Oder ich bin nicht halb besoffen, sondern voll bis oben hin. Ich versuche mit motorischen Schwierigkeiten den Knoten zu lösen. Aber es gelingt mir nicht so recht, ich ziehe den Knoten fester. Als der Inder spricht, schaue ich zu ihm auf, weil ich ihn nicht verstanden habe. Er hat auch nicht mit mir gesprochen, sondern mit einem weiteren Inder, der dazu gekommen ist. Beide grinsen und machen sich über mich lustig. Ich kann nicht anders und lache mit.

Aber als der dritte Inder kommt, kann ich nicht mehr mit lachen und ziehe den Schuh so aus, wie er ist, und packe ihn zum Anderen ins Schuhregal.

Ich gehe rein und werde gefragt, ob ich drinnen oder draußen sitzen möchte. Da es hier ruhig ist, entscheide ich mich für draußen. Außerdem läuft drinnen die Klimaanlage auf Hochtouren. „Draußen“ ist eine geniale kleine Terrasse. Man sitzt auf dem Dach des Eingangsbereichs und auf dem Boden. Überall liegen Kissen aus und flache Tische, an denen man essen kann. Es läuft Musik, die eine wunderbare Stimmung schafft und das angenehme Licht untermalt. Die Plätze sind teilweise belegt, aber die Terrasse ist nicht voll. Noch ein Geheimtipp?

Ich kriege einen Platz für zwei zugewiesen und setze ich mich so, dass ich die Leute beobachten kann. Schließlich sind wir noch an der Khao San Road und hier wird sich der ein oder andere Möchtegern schon verirren. Aber nach einiger Beobachtung merke ich, dass hier die Menschen eher keine Touris sind, sondern hier leben und arbeiten. In diesem Augenblick merke ich, dass ich eigentlich der Freak bin.

Ich bestelle beim Kellner als erstes ein Mango Lassi und ein Nan-Brot. Anschließend schaue ich auf die Karte und bestelle das Soja Korma. In den letzten Tagen habe ich genug Huhn gefuttert. Indisch-Soja ist da eine gute Abwechlung. Die Preise sind auch in Ordnung. Auf der Karte sehe ich, dass es für Kinder zusätzlich, je nach Alter, noch Rabatte gibt. Für den gemühtlichen Ausklang, kann man noch Sisha rauchen.

Während ich auf mein Essen warte, entdecke ich, einige Spiele in der Tischablage: Vier-gewinnt und ein Turmbauspiel. Eines, bei dem man einen Turm aus Holzbalken aufbaut und dann nach und nach einen Balken raus zieht. Bei wem der Turm einkracht, der hat verloren. Ideal, um zu testen, wie betrunken ich bin. Ich baue den Turm auf und ziehe Balken für Balken aus dem Turm. Bei Balken drei kracht mein Turm ein. Ich wiederhole es noch zwei weitere Male und der Turm kracht beim dritten Balken wieder ein: Ich bin besoffen und der Freak auf der Terrasse.

Als mein Essen kommt, lege ich die Balken wieder zurück und futtere ein hervorragendes Soja-Korma weg. Anschließend bestelle ich mit noch ein Mango Lassi, ein Wasser und hausgemachtes Kokoseis. Langsam merke ich, wie die Wirkung des Alkohols nachlässt. Daher hole ich mein Notizbuch aus der Tasche und schreibe auf, was ich heute alles erlebt und gesehen habe. Manche machen es ja eher anders rum. Beim Durchblättern sehe ich, was ich am vorabend auf geschrieben habe: Soi Cowboy besuchen.

Ich esse auf, bezahle und frage den Kellner, ob er mir ein Taxi rufen kann.

Bombay Blues
86/2 Soi Rambuttri
Banglampoo / Bangkok
Telefon: 02-6293590

[ad#adscale_468x60_tkp]