In einem vorherigen Artikel hatte ich geschrieben, wie authentisch und echt Bangkok sein kann. Ich habe ein Buch zum kreativen Schreiben auf Reisen* mitgenommen, welches als eine der ersten Übungen Spaziergänge empfiehlt.
Wir hatten in Bangkok einen etwas längeren Spaziergang gemacht. Heute probiere ich mich mal am kreativen Schreiben, was mit Bildern aus Bangkok angereichert wird.
Wir starten nach dem Frühstück und laufen in eine der Nebengassen.
Wir begegnen drei Frauen. Eine steht in der Tür und die anderen draußen. Sie unterhalten sich recht freundlich. Die in der Tür stehende Frau ist die älteste. Eine der draußen stehenden Frauen war nur ein wenig vor uns mit etwas zu essen in die Gasse gelaufen. Die Begegnung der drei Frauen scheint ungeplant zu sein.
Dort, wo sich zwei Gassen kreuzen, steht eine dicke, braune, langhaarige Katze. Genau in der Mitte der Gasse. Sie sagt uns, hier wohne ich, das ist mein Reich. Julia macht ein Foto dieser stolzen, wohlernährten und mit Halsband versehenen Katze.
Die Katze lassen wir ihr Revier und gehen stattdessen auf unserem Wege weiter. Die Gasse biegt mal nach links, mal nach rechts ab. Es gibt keine Kreuzungen oder andere Gassen, die in diese unsere Gasse münden. Nach einer weiteren Biegung, vorbei an Häusern aus Holz und hinter hohen Mauern, kommen wir an eine kleine Kreuzung mehrerer Gassen. Eine ist etwas breiter und ist eher einer Straße, die auch von Autos befahren werden kann. Unsere Gasse mündet in diese ein. Sie endet mit einem kleinen Laden in dem Lebensmittel und Sachen des täglichen Bedarfs gekauft werden können. Es gibt weiße und rosafarbene Eier. Gegenüber dieses Ladens steht ein Baum unter dessen Schatten einige ältere Männer und Frauen sitzen. Sie sind in ein Gespräch vertieft und kümmern sich nicht um unsere Anwesenheit.
Auf der Straße spielen drei Kinder Fußball. Eine ältere Frau sitzt auf einem Plastikstuhl uns beobachtet das Spiel der Kinder. Ein Kind sieht, wie wir auf sie zukommen und ruft seinen Kollegen zu.
Wir passieren die Kinder und an unzählbar vielen Friseurläden vorbei. Schließlich erreichen wir einen Klong (Wasserstraße, Kanal). Dort befindet sich ein Markt. Es gibt Garküchen, Obst- und Gemüsestände, Fleisch und vor allem Fisch.
Eine Verkäuferin glaubt es nicht, dass wir hier langlaufen. Sie ruft ihren Kolleginnen „Farang“ zu. Andere sind es wahrscheinlich schon gewöhnt Farangs zu sehen. Wir erfreuen uns der Ruhe und dem üppigen Grün. Grün ist es hier nahezu an jeder Tür, auf jedem Balkon und auch die kleinste Ecke und der schmalste Winkel ist mit Pflanzen versehen.
Im Schatten des Marktes sausen hin und wieder einige Mopeds entlang. Es wirkt so, als würden sich die Leute hier besonders viel Mühe geben, aufeinander Rücksicht zu nehmen.
Eine Frau auf einem alten, aber gepflegten Fahrrad mit einer Kurzhaarfrisur und einem Korb am Lenker saust an uns vorbei. Ich bin etwas verwundert, in Bangkok ein Fahrrad zu sehen. Kaum habe ich mich wieder aus der Verwunderung rausgeholt, ist die Frau unter einer der zahlreichen, großen Brücken verschwunden.
Irgendwann endet der Markt und es wird wieder sonniger. In den Häusern sitzen Menschen beim Essen, beim Fernsehen oder beim Nichtstun. Wird aber was gemacht, dann das volle Programm: Männer sitzen in ihren Werkstätten und bauen Gestelle für Fahrzeuge oder Anhänger. Einige verarbeiten Metall zu irgendetwas und schließlich gibt es hier Schneidereien, in denen wahrscheinlich die Anzüge und Hemden genäht werden, die in der Khao San Road verhökert werden.
Ab und zu fährt ein Touristenboot auf dem Klong und an uns vorbei. Ältere Damen winken uns freundlich zu und wir winken ebenfalls.
Wir bemerken, dass wir uns den Nebenstraße bzw. dem Umfeld der Khao San Road nähern. Sich langweilende Hotelmitarbeiterinnen mit ihren Handys in der Hand auf dem Boden liegend oder auf der Lobbycouch lümmelnd, zeigen, wie gut das Geschäft zu laufen scheint.
Nicht langweilig wird es, wenn man nicht in die Häuser, sondern auf die Straße schaut: Alle paar Meter stoppt ein Tuk Tuk. Die Standardfloskel:
„Where you go? 10 Baht!“
Plötzlich steckt man dann doch in einem Laden und kauft siebzehn Anzüge und dreihundert Hemden.
Zunehmend mehr Touristen kommen uns entgegen, es werden aber grundsätzlich mehr Menschen. Daher bleiben wir auf einer der Brücken stehen, die einen Klong überführt. Wieder ein Touristenboot und wieder ältere Damen, die uns freundlich zuwinken und wir es ihnen gleich tun. Waren das die gleichen Frauen von vorhin?
Wir erreichen einer der Nebenstraßen der Khao San Road. In den Geschäften gibt es nicht mehr die Dinge des täglichen Bedarfs, hier werden Matten, Keile, Fake-Deuter-Rucksäcke und Klamotten der untersten Qualität verkauft. Auch Dinge für den Digital Native sind hier zu finden.
Ein Anzugverkäufer spricht mich an und will mit mir in ein pseudofreundliches Gespräch einsteigen. Er legt seine Hand auf meinen Oberarm und sagt
„You look like a business man, my friend. The best Suites inside.“
Ich antworte ihm
„I know, I know my friend.“
und lege meine Hand auf seine Schulter. Der Mann, von kleiner Statur, mit einem runden Gesicht und einem ordentlich gepflegten und wie sein Haupthaar grau gesträhnten Oberlippenbart, ist verwundert. Mein Schulterklopfer und leichter Druck sorgt für Verwunderung. Das hat er wohl nicht erwartet. Sein Mund öffnet sich unkontrolliert und bringt seine großen, weißen, geraden, aber mit Lücken versehenen vollständigen Zähne zum Vorschein. Dabei beobachten mich seine fast schwarzen, kleinen Augen.
Ich löse den Druck von seiner Schulter, laufe weiter und muss dabei in mich lächeln. Umdrehen traue ich mich irgendwie nicht. Ich genieße den Moment.
Wir laufen immer weiter Richtung Khao San Road. Bevor wir sie erreichen, sieht Julia eine Hose. Eine lange, weiß-schwarze mit Elefanten aus einem leichten Stoff. Ideal für die Abende, wenn Mücken wieder zum Beutezug ausfliegen.
Der Verkäufer, kein Thailänder, mit einem Blick, den man unter Ich-habe-eine-megamiese-Laune-und-blöd-bin-ich-sowieso einordnen kann, hat kaum Interesse an einem Verkauf. Julia schaut, findet nix, geht.
Nach diesem Spaziergang bei 35 Grad und 351% Luftfeuchtigkeit, gehen wir in ein Café und trinken was abkühlendes. Anschließend zur Fußmassage.
Während Julia ihre schlechteste Fußmassage aller Zeiten bekommt, penne ich ein…
Wir verlassen die Umgebung der Khao San Road und fliehen förmlich in die Seitenstraßen eines Klongs. Wir laufen an einem Klong entlang zurück Richtung Hotel. Der Hunger meldet sich.
An der Klongpromenade erscheinen sehr viele Hostels. Winzige, schmale Häuser mit schönem Innenräumen. Schließlich kommen wir an einem Restaurant an, dass sich Family nennt. Hier sitzen sehr viele junge Ausländer und die Stimmung innen scheint auch sehr nett. Die Preise, alles zwischen 50-80 Baht, sehen gut aus und das, was auf den Tischen zu sehen ist, sieht auch gut aus. Also setzen wir uns hier hin. Wir werden von einem sehr höflichen, mit einem amerikanischen Akzent sprechenden, jungen Mann, der kein Thailänder zu sein scheint, auf hohem Niveau bedient. Sowohl Essen, als auch Getränke sind perfekt gemacht.
Überall schwirren hier Katzen rum. Alle haben ein Halsband. Gehören also zu jemandem.
Wir laufen weiter zu unserem Hotel und beenden unseren Spaziergang durch Bangkok.
Ich finde, dass das eine sehr gute Übung war, um besser zu beobachten und authentisch zu schreiben. Das Buch vom Duden Verlagen „Schreiben auf Reisen“* bietet noch vieles mehr und ich kann es empfehlen.