67 My name is Jay

Die Taxifahrt geht rasant ab. Das Taxi wuselt durch den Dauerstau und immer im Kreis auf den Einbahnstraßen. Die Stadtverwaltung hat wohl irgendwann die Einbahnstraßenreglung eingeführt, um wenigstens notdürftig dem Stau entgegenzuarbeiten.


Bangkok hat trotz des Skytrains und der U-Bahn eine sehr Bus- und Tuk-Tuk-lastigen Verkehr. Hinzu kommen noch die Taxis und Motorrad-Taxis. Die Masse an krabbelnden Fahrzeugen ist riesig. Ich frage mich, was wohl passiert, wenn Fahrzeuge wie der Tata Nano gebaut und nach Thailand exportiert werden. In Bangkok würden wohl die Hälfte der Tuk-Tuks verschwinden. Wahrscheinlich fast alle Mopeds. Es wäre unterm Strich gesehen ein Vorteil: Tuk-Tuks und Motorräder erzeugen weitaus schädlichere Abgase als so ein Tata Nano; würde ich mal meinen. Außerdem wird die Sicherheit erhöht. Vielleicht können aus diesen Fahrzeugen dann irgendwann Sammeltaxis werden, wie ich sie aus anderen Ländern kenne.

„Krabi?“, spricht mich der Fahrer an.
„No, Koh Samui.“
„Ahhhh Kokonut!“
„Yes. Kokonut.“
„Chaweng?“
„No. Mae Nam Beach.“
„Big Buddha!“
„Big Buddha?“
„Buddha Big. You come back Bangkok.“
“Yes. After one week or ten days.”
“My Name is Jay. Call me. Taxi. Where you go!”

Er gibt mir einen Zettel mit Handynummer und Namen. Darunter steht noch „TAXI MAN very cheap“.

„You are the Taxi-Man?”, frage ich ihn.
“Yes. I Taxi-Man. My Taxi.”
“Why the taxis have different colors?”
“My Taxi Toyota! Very Good. Very Cheap.”
“But why is your taxi pink?”
“No pink. Toyota!”

Ich gebe es auf, ihn nach den verschiedenen Taxifarben zu fragen. Er versteht mich ohnehin nicht. Wir sind nun auf einer der etlichen Rama-Straßen. Die Könige in Thailand werden Rama benannt und davon gab es einige. Also werden nach jedem König auch die großen Straßen Rama genannt. Wenn man nicht weiß, welche Rama-Straße wo liegt, landet man schon sehr schnell im Stadtteil Posemuckel, Buxtehude oder irgendwo ganz weit weg.

Jetzt verstehe auch, was der Portier mit Rama fortwährend meinte. Er hat dem Fahrer gesagt, wie er fahren soll. Der Portier sagt dem Taxifahrer, wie er zu fahren hat? Das kann nicht sein, denke ich mir und ziehe meinen Stadtplan aus der Tasche. Ich schaue nach, wie wir gefahren sind und wo wir uns derzeit befinden. Aber es ist alles in Ordnung. Wir haben den kürzesten Weg eingeschlagen. Das Taxameter läuft auch und ich bin zufrieden.

„Bangkok good?“
„Yes. Bangkok good. But no green places. “

Er schaut mich etwas doof an. Er hat wieder nicht verstanden, was ich ihm sage. Aber das ist kein Problem. Ich finde schon meinen Weg. Er ist ein lustiger, netter Kerl, der sich bemüht, Englisch zu sprechen.

„Koh Samui is green. Bangkok beton.“
„Ahhhh. Green! Lumphini Park Green?“
“Yes. Parks are green.”

Als der den Park erwähnt, weiß ich, dass er mich verstanden hat. Jetzt weiß er wenigstens, was grün auf Englisch bedeutet. Ich überlege, wie ich ihm die Farbe seines Taxis erklären kann. Aber etwas in pink sehe ich nicht.

Wir fahren weiter und unterhalten uns noch ein wenig über das Essen. Er nennt mir einige Gerichte, die wohl „hot“, „very hot“ und „very, very hot“ sind. Aber keines kann ich mir merken. Da ich sowieso nur Huhn und Fisch esse, war wohl die Hälfte der Gerichte nichts für mich. Nur eines haben alle Gerichte gemeinsam. Sie sind alle „very good“.

Wir kommen am Bahnhof an und ich gebe ihm gleich im Auto 100 Baht, weil ich kein kleineres Geld mehr habe. Damit erhält er mehr als 40 Baht Trinkgeld und bedankt sich ohne Ende bei mir, was mir so relativ unangenehm ist. Aber jetzt kann ich ihm ja nicht mehr sagen, dass er mir 40 Baht zurück geben soll…

Ich steige aus dem Taxi aus und er öffnet mir den Kofferraum und nimmt meinen Rucksack raus. Aber er gibt ihn mir nicht. Er schließt die Türen des Taxis und läuft mit mir bis in die Halle rein. Damit wird die Sache so ziemlich himmelschreiend, wie es nur möglich ist: Ich komme mir vor wie ein dekadenter Berufsmillionärssohn, der mal einen auf Hippie-Urlaub machen möchte. Als wir angekommen sind, stoppe ich und bedanke mich bei ihm. Aber er will mich noch irgendwo hinsetzen. Also gehen wir in Richtung Sitzplätze. Ganz nach vorne an allen Sitzreihen vorbei. Er mit meinem Rucksack vorneweg und ich hinterher. Mit einem kleinen Abstand. Als er vorne einen leeren Platz findet, weist er mich an, dort platz zu nehmen und zeigt auf den riesigen LCD-Fernseher. Anschließend verabschiedet er sich bei mir und ich bedanke mich bei ihm.

So, jetzt bin ich ihn los! Die Leute um mich, schauen zum Glück alle auf die Glotze. Mein Freund Jay geht aber nicht zurück zum Taxi. Er muss wohl eine Stange Wasser in die Ecke stellen und geht aufs Scheißhaus. Ok, jetzt weiß ich, warum er mit in die Halle gekommen ist.

Im TV läuft gerade eine Serie, die das Interesse der ganzen Halle auf sich zieht. Ich schaue auch ein wenig mit, um die Handlung zu verstehen. Nach drei Minuten weiß man aber dann auch, was für eine Geschichte dahinter steckt. Es geht wieder mal um die Liebe…

Aber wer ist Big Buddha?

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2 Gedanken zu “67 My name is Jay

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